Sonntag, 26. Dezember 2010

I'm dreaming of a white....beach

Hallo meine liebe Familie und Freunde!

Da Internet und Computer im Moment nur selten unsere Wege kreuzen, kann ich leider kaum was von mir hoeren lassen, geschweige denn Berichte verfassen. Ich hoffe ich finde bald ein bisschen mehr Zeit.

Nachtraeglich: Frohe Weihnachten! Ich hoffe ihr hattet ein schoenes Fest. Ich hab an euch gedacht und das Zusammensein an diesen Tagen sehr vermisst!

Morgen fliege ich auf die Corn Islands und werde dort Silvester verbringen. Deswegen - vorsorglich einen guten Rutsch und von Herzen alles Gute fuer das neue Jahr. Ich hoffe ich hab hganz bald Zeit ein paar persoenlichere Zeilen zu verfassen.

Ich vermnisse euch und drueck euch feste!

Sonntag, 5. Dezember 2010

Wie Nicht-Geplant

Direkt im Anschluss faehrt uns ein Shuttlebus weiter nach Panajachel um dort den Lago Atitlan zu erkunden. Schon der erste Blick auf den See mit dem Vulkan San Pedro jagt mir eine Gaensehaut ueber die Arme. Gleichzeitig krampft jeder Muskel. Jede Faser unseres Koerpers schreit nach Schlaf. Der erste Eindruck von Panajachel ist recht positiv. Weiter reicht es aber an diesem Abend nicht.

Den naechsten Tag gehen wir entspannt - mit lange schlafen, Bootsfahrt auf dem See, Sonnenuntergang und Chillen mit Internet, "Gluehwein" und Live-Musik in der Circus Bar - an.



Der naechste Shuttlebus bringt uns nach Antigua. Im Lonley Planet steht "..build out of nothing..wires are in the underground..and straying dogs suddenly dissappear at night". Ein bisschen agespaceter hab ich mir das vorgestellt. Eine weitere Stadt eben. Haut uns nicht mehr aus den Socken.



Aber - nen Vulkan gibts. Am folgenden Tag klettern wir Ascheberge hoch. Das letzte mal ist Pacaya im Mai ausgebrochen. Leider sehen wir keine Lava. Trotzdem dampft und zischt es, wir grillen Marshmallows ueber einem Krater und sehen in der Ferne den Vulkan Aqua ausbrechen.



Direkt im Anschluss setzt sich unser nichtvorhandener Plan - in Richtung Guatemala City - fort. Wir halten uns erstaunlich gut an unser straffes Zeitprogramm. Auch wenn der Hintern platt ist und ich mir Thrombosestruempfe wuensche. Mindestens jeden zweiten Tag kurven wir irgendeinen Berg rauf, oder runter, oder drum herum. Deswegen entscheiden wir auch in Guatemala City ganz spontan weiter den Hintern platt zu sitzen. Die Hostelbesitzerin ist davon nicht veraergert und hilft uns 5min nach unserer Ankunft Taxi und Busbahnhof zu finden. Eine Stunde spaeter sitzen wir im Chickenbus nach Cobán.

Sonntag, 28. November 2010

First Border

Mexiko ist ein einziger grosser Markt. In dreizehn Stunden Busfahrt veraendert sich vieles - nur eines bleibt gleich: jedes Ding, dass nicht mit dem Boden verwachsen ist, wird verkauft. Patrick und ich feilen bereits an unserer Studie - oder besser Bachelorthesis ueber aktiven Verkauf.

Und so ist die Grenze zwischen Mexiko und Guatemala: ein einziger Markt. Es ist laut, es ist schmutzig und es ist eng. Zwischen Stempeln und Shuttlebussen irren wir mit unserem Gepaeck umher. Keiner stellt Fragen oder durchsucht deine Taschen. Fest steht, in Guatemala muss man umsteigen. Ziemlich oft. Die Busse werden kleiner, die Strassen kurviger und holpriger. Der Muell sammelt sich am Strassenrand. Riesige Muellberge am Grenzuebergang rauchen. Dazwischen Menschen, die nach brauchbaren, verkaufbaren Ueberbleibseln suchen. So haben wir uns das nicht vorgestellt.

Im Bus lernen wir einen Spanier kennen und steigen in Xela im gleichen Hostel ab. Warm duschen kann man hier - und in den meisten Hostels Zentralamerikas - nur, wenn die Sonne scheint. Ja! Es ist kalt. Furchtbar kalt. Nachts verkriecht sich jeder in sein Zimmer. Auch sonst hat Xela nicht viel zu bieten - ausser viele Menschen in Fischerhosen und Batik-T-Shirts. Wir wuerden sie Hippies nennen - aber das auch nur recht oberflaechlich betrachtet.

Einen Vulkan besteigen (Santa Maria, 3772m) - dafuer wurde es mal wieder Zeit. Abends um 8Uhr treffen wir vor der Travelagency unsere zwei 17-jaehrigen Tourguides. Versprochen war ein 3-4 Stuendiger Aufstieg. Bekommen haben wir 6 Stunden. Sechs Stunden mit: "estamos perdidos!" Wir sind verloren gegangen. Mitten auf dem Vulkan. Mit zwei Minderjaehrigen. In der Nacht. Der eine hat nach drei Stunden all seine Kraefte an dem Berg verloren. Der andere muss etwas zuviel Bohenmus zu Abend gegessen haben. Mit zitternden Knien erreichen wir den Gipfel. Unsere zwei Jungs kaempfen mit den Zeltstangen und wir fallen nach sechs Stunden erschoepft zu Boden. Zehn Minuten. Denn ich friere. Embryonalstellung. Erst tun die Zehen weh. Und dann, tun sie garnichts mehr. Tot?!

Doch das alles wird entlohnt. Ein Sonnenaufgang, der es doch noch schafft so viele vorhergegangene zu toppen. Wenn wir auch bibbern. Unsere Zaehne klappern, die Haende schuetteln. Mit viel Kraft gelingen uns diese atmeberaubenden Bilder.

Dienstag, 23. November 2010

Well, we were supposed to go out tonight









I'm not good in saying goodbye. Done it so many times and I'm still a beginner.


The last days have been unique. Saying goodbye is like a promise for a good party. A reason to go to all the places you haven't been before and to see and talk to anyone you always wanted or never did. We have been dancing on the streets, setting flats underwater, taking pieces out of the floor, eating too much street food and feeling bad the next days. We took too many taxis to get to one and the same place, we annoyed anyone but us, we opened a pole dance floor and felt bad again.


So now the final goodbye. For now, no more red and beige cars. No Jérome singing annoying french songs. No more battery loading for Marie. No more nasty evenings with Marion . No Natalia helping us in every case. No jumping Bambi-Johan around us. No more Fleur-talking and watching her eating cheese. No Yimis eating (eating, eating..)and shouting "Kathriiin". No more freaking-out-naked Sylvain in the car. No more hugging Guillaume and laughing about his new haircut. No more watching the love between Fanny and Marc. No Carlos (no Carloses at all!), nothing fancy, my dear. No more Taxidriving and Breakfast with lovely Jimena. No more trip planning and churches with Lorraine and Damaris. No Fama, smiling all the time. No more clases with Andrés, Mariana, Isla, Paulina and all the other people that made me feel like 20. I love it :). Goodbye Caro, Grecia, Axel, Rodrigo, Paulina, Niño, Clément, Sungyoon, Scully, Dayoung, Raul, Alex, Fanny, Thibault, Antoine. But coming back from Mexico..how small is Europe! So guys, see you soon!


Dienstag, 9. November 2010

Meine Wundertuete

Ein Stueck Norden

Freitag morgen kommen Yimis, Patrick und ich nach sechs Stunden Busfahrt in Gudalajara an. Aber nicht, dass ihr denkt wir waeren auf Entzug! Nein, ohne Franzosen geht nichts. Am Busbahnhof treffen wir die restlichen zehn.

Mit nur zwei Stunden Schlaf im Tank sitzen kurz darauf im Bus nach Tequila. Zwanzig Shots spaeter ist der Tank wieder voll. Dass es kein Fruehstueck gibt, hat uns keiner gesagt. Von der Agave auf dem Feld, ueber den Ofen bis zur Destillation duerfen wir alles ansehen, essen und unsere Finger reinstecken. Alkohol desinfiziert ja. "Tequila no me gusta" sagt der Tourguide "Me encanta.". Nur..fuer misch? Non! Selbst beim feinsten Tropfen, nach dem x-ten Shot muss ich mir stark verkneifen, mir die Nase zu zuhalten.



Nach mehr Flaschen als Gesichtern steht uns die Zerstoerung auf die Stirn geschrieben. Schnell wird erkannt, das dies der richtige Moment ist, um uns durch den Souvenirshop zu schieben (hmhm.. ja, die Souvenirflasche steht neben mir im Regal). Abends sitzen wir mit unseren neuen Freunden Tequila-2Liter, Tequila-5Liter und anderen Backpackern im Hostel. "Jeder Mensch ist selbst fuer sein Glueck verantwortlich." Ja ja. "Mit viel Uebung kann man sich selbst jederzeit in einen Zustand des Gluecks versetzen." Hmhm. Ja. "Es ist moeglich sein ganzes Leben lang nur gluecklich zu sein (wenn es keinen greifbaren Grund gibt, es nicht zu sein)." Aehm, naja. ..Hm! Genau die richtige Diskussion fuer mich. Spaeter erkunden wir Guadalajaras Nachtleben.

Der naechste Tag beginnt fuer Patrick, Yimis, Johan und mich zu frueh. Unser naechste Stop ist Puerto Vallarta. An der Pazifikkueste verbringen wir zwei wunderbare Tage mit viel Sonne, Strand und Touristenschnickschnack. Der feine Unterschied: mexikanischer Touristenschnickschnack. Was die meisten Europaer ziemlich bloed finden wuerden, ist hier ein grosser Spass. Wir buchen eine Bootstour mit ueberlauten Animateuren, Menschen, weissen Plastikstuehlen, Menschen, einen Kameramann und noch mehr Menschen.



Was am Anfang bloed ist, erweist sich nach Eroeffnung der Bar als ziemlich lustig und als einzige Europaer auf dem Boot haben wir das grosse Glueck an jeden der tollen Animations-Spiele teilzunehmen. Leider gebe ich beim Armdruecken keine gute Figur ab. Die Kolumbianerin gewinnt und im Luftballon-Zerplatzen-Lassen versagen Patrick und ich bei Stellung Nr.3. Fans haben wir trotzdem.



Abends sitzen wir wieder im Bus nach Morelia um dort den Día de los Muertos zu feiern. Unsere geplante Planlosigkeit fuehrt uns auf die Insel Janitzio. Trotz der braunen Bruehe, die sie umgibt, ist es ein wundersamer Ort. Vollgepackt mit Hauesern bis hin zur Spitze, die von einer uebergrossen, begehbaren Statue des Unabhaengigkeitskaempfers Don José Maria Morelos y Pavón geziert wird.
Die Strassen sind voll gepackt mit fritiertem Fisch, Tacos, Quesadillas, Gorditas und so gut wie allem, von dem sich ein dicker Hintern nicht abwenden koennte. Die kleinen Geschaefte verkaufen gestrickte Muetzen, Schals und Ponchos aus Schafswolle.



Mexiko ist eine Wundertuete, wo man auch hinfaehrt - es sieht anders aus, fuehlt sich anders an, riecht anders. Dieses Mal ist es kalt. So kalt, dass ich um 23 Uhr mit einer der gestrickten Muetze und Schal vor dem Friedhof sitze und auf den Beginn des Spektakels warte. Mit Ponche (ueberzuckerter Gluehwein) und dem Danza del Pescado halten wir Haende und Koepfe warm.









Um 0Uhr -nach mexikanischer Zeit- werden die Tore des Friedhofs geoeffnet und die Verstorbenen bekommen Gesellschaft von all ihren Verwandten. Die Graeber werden noch huebscher geschueckt, Decken werden ausgerollt und Picknickkoerbe ausgepackt. Noch am naechsten Morgen findet sich der ein oder andere neben einem Grab, Kerzen und der traditionelle gelbe Blumenschmuck sind ueberall auf dem Boden verteilt.

Nachmittags verlassen wir Zauberland. Auf ins naechste Abenteuer.


Tepotzlán

Das Wochenende darauf gehen wir etwas ruhiger an und besuchen zusammen mit unserem Mitbewohner Yimis die kleine Stadt Tepotzlán. Hierhin faehrt man um den ein bis zweistuendigen, steilen Weg zu einer kleinen Atztekenpyramide auf sich zu nehmen. Am fruehen Morgen treffen wir ueberwiegend auf trainierte Mexikaner in Leggins, die das zwischen Bergen gelegene Staedchen fuer sich zum Fitnesspark gemacht haben. Dank Yimis Baerenkondition sitzen wir nach einer halben Stunde auf dem Gipfel. Belohnt werden wir von einer wunderbaren Aussicht. Den Nachmittag schlendern wir durch die Stadt, kaufen bunt bemalte Totenkoepfe und essen Tacos zwischen hohen Bergen von rohem Fleisch und bunten Gewuerzkisten. Abends kehren wird wieder zurueck nach La Condesa.


Und am Sonntag


Auch wenn wir dem Stier eine faire Chance im Kampf gewuenscht haben. 500 Kilo haette ich dafuer nicht auf mich nehmen wollen.

Neben der eigenen Meinung, die dabei jeder schuetzend ueber seine Entscheidung schiebt, argumentiert unser mexikanisch(-spanisch-britisch-deutsch)er Freund Carlos mit der Kultur. Hm. Fuer mich sind das die Kulturen, die sich spaeter auf dem Koerper des toten Bullen bilden werden,weil sein Fleisch ungeniessbar ist und weil ihm eines oder beide Ohren abgeschnitten werden, wenn der Torero es sich verdient hat. Und die Kunst des Tanzes. Und mit der das Blut ueber den roten Erdboden verteilt wird, weil zwei Lanzenreiter auf Pferden ihre Sperspitzen in seinen Ruecken stechen. Und die Toreros, die das mit kleinen Speren fortsetzen, und die bei ihrem "Tanz" einen steifen Nacken bekommen haben muessen, so hoch wie ihre Nase in den Himmel ragt. Ziel ist es den Nakenmuskel des Stiers zu schwaechen. Seinen Kopf zu senken, so dass der Toreo das Schwert bis zum Herzen durchstechen kann. Fairness kommt bei diesem Kampf nur dem Toreo zu, der einen humpelnden Stier gegen einen gesunden, staerkeren austauschen darf.

Nach fast vier Stunden wird der siebte tote Koerper von Pferden ueber den Boden gezogen. Eigene Meinung. Gebildet.




La ultima Vez

Das darauffolgende Wochenende verbringen wir in Ixtapa. Fleur, Jimena, Patrick, Carlos und ich kommen einen Tag spaeter als der Rest unserer Truppe an der karibischen Kueste an. Wieder profitieren wir von franzoesichen Verhandlungskuensten und unser Plan Carlos in die Welt der Backpacker einzufuehren scheitert an einem vierstoeckigen Hotel mit Poollandschaft, Fitnessstudio und gemuetlichen Suiten. Die Aktivitaetenliste dieses Wochenendes haelt sich mit schnorcheln, surfen, sonnen, aus und essen gehen recht kurz. Das einzige was immer laenger wurde waren die Naechte. Und die Gesichter, wenn wir uns daran erinnern, dass wir in drei Tagen ganze Haende voll lieber Menschen zuruecklassen muessen.


Freitag, 5. November 2010

The mexican Way


Eine Verabredung

"Wir treffen und heute Abend um 10Uhr an der Uni!" Ich, als Kathrin, falle just on time aus der Haustuer raus. Die Wangen rot, weil ich vor lauter Troedelei wieder viel zu spaet mit dem Stylingprogramm begonnen hab. 10:07 Uhr: ich stehe an der Uni. 10 Minuten spaeter sitze ich gelangweilt auf der Bank. 30 Minuten spaeter sind die Stressflecken verblasst und ich bin fast eingenickt. 10:45 Uhr: Ah, der erste trifft ein.

Du, als Durchschnittsdeutscher haettest das Haus schon eine halbe Stunde vorher verlassen. Haettest auf dem Weg noch an einem Geldautomaten angehalten. Vielleicht noch Zigaretten gezogen. Gerade bei der ersten Verabredung bist du meistens viel zu frueh da. Spaetestens puenktlich. Fuenf nach zehn schaust du auf die Uhr. 10:10 Uhr zueckst du dein Handy und drueckst anrufen. Abschminken. So laeuft das hier nicht.

Das gleiche gilt fuer Tages- und Wochenangaben.

Limone und Chilli

No cerveza sin limón. Nicht nur das Corona, sondern jedes Bier. Jedes Taco. Jeder Lollipop. Selbst das Obst. Eigentlich gibts nichts, dass man ohne Chilli und Limone essen muss. Aber Vorsicht vor dem Salzrand am Bierglas, wenn dir gerade nicht nach einem Schluck Meerwasser ist. Und die ganz harten, die bestellen Michelada.


Meine Geschmacksnerven hab nun ich lange genug verarscht. Die glauben jetzt, dass das schmeckt.

Deine Freundin

Wenn du ein echter mexikanischer Kerl bist, hast dus nicht leicht. Das laueft naemlich nicht wie in Deutschland. Wenn du ein Maedchen ganz fuer dich haben willst, dann musst du es mit Rosen und viel Mut fragen, ob jenes es auch sein will. Ganz klar und direkt. Und nicht durch die Blumen. Theoretisch, irgendwie gut. Praktisch..wuerde ich wahrscheinlich unter den Teppich kriechen.

Von vorne nach hinten

Wenn du ein Haus baust, faengst du in der Regel erst mal mit dem Grundriss an. Ausmessen, Loch graben..Zement. Die Mexikaner aber, haengen Bilder auf, bevor die Waende ueberhaupt stehen. Verlegen Pakett, wenn darueber am naechsten Tag die Decke rausgehauen wird. Lassen Bauschutt liegen, und bauen die Kueche darauf. Was man nicht sieht ist nicht da. Und was man sieht, ist auch nicht wichtig.
Wenn dann mal jemand durch den Kuechenboden kracht, nagelt man einfach wieder ein Brett darueber. Zieht ja auch ein bisschen, von unter her.

Massenbewaeltigung

Wenn in Koeln Karneval ist, werden die Schwaechen der Bahn besonders deutlich. Jede zweite Station haengt irgendein betrunkener Cowboy oder Superman die Bahntuer aus. Fuer den Schaffner bedeutet das viel Arbeit. Aufstehen, den Weg zur Tuer bahnen, Klappe auf, Knoepfchen...da!, druecken, schieben, zu, auf, zu und wieder zurueck. In Mexiko Stadt ist quasi jeden Tag Karneval. Aber hier nehmen die Tueren keine Ruecksicht. Wenn man wollte, koennte man auch Baeren damit fangen. *Schnapp*. Zu. Aber eines muss man der Bahn hier lassen: Ohne Fahrplan ist sie immer puenktlich.

Nicht ohne Kuss

Auf dem Weg zur Uni, und du denkst - Oh nee, der...mit dem will ich jetzt nich reden..wieder das Wetter, die Uni, die letzte Party, die Kinder... Du musst weiter! Schnell. Unterricht. Die Wurst im Auto. Eile vortaeuschen funktioniert hier aber nicht. Das glaubt dir keiner. Du bist niemals im Stress. Schliesslich musst auch jeden mit Kuesschen begruessen. Das braucht seine Zeit. Und wenn man schon mal steht, kann man auch noch 2, 5, 10 Minuten laenger stehen. Das finden deine Freunde, die Freunde deiner Freunde und deine Nicht-aberbald-Freunde auch. Du kommst nicht einfach mal schnell weg.

Gesichtsbuch

Wenn man sich einmal gesehen hat, kennt man sich. Innerhalb von einer Woche strickt sich dein soziales Netzwerk ins Unendliche. Ohne Blackberry bist du verloren. Voellig abgeschnitten vom Nabel der Welt. Du weisst nichts. Wer mit wem. Was wo. Warum das. Warum diiie!? Und ueberhaupt. Schon 1972 wusste man, dass der Mensch irgendwann in das tiefe dunkle Loch der voelligen Isolation fallen wird.. .



Aber warum? Wenn man beim Posten und Adden doch nebeneinander sitzen kann.
Nur Vorsicht. Einmal habe ich den falschen Carlos in meiner Freundesliste angeschrieben. Der konnte sich nicht erklaeren, warum ich ihn jetzt frage wie es ihm geht. Schliesslich bedeutet Facebook-Freundschaft ja nicht, dass man sich alles erlauben kann.

Der Survival Test

Nach ein paar Monaten traust du dich. Du stehst am Strassenrand, auf dem Boden eine Kiste rohes Fleisch. Von der heissen Platte spritzt das Fett. Ganz langsam fuehrst du das mit Zwiebeln und Koriander ueberladenen Taco an deinen Mund. Wahrscheinlich hast du deinen Magen vorher mit Tequila bestens desinfiziert. Gerade dann schmecken Tacos hervorragend. Schlimm wirds eh erst am naechsten Morgen.

Der Raubueberfall

Ich habe es hart versucht. Nachts nach hause laufen. Geld im Supermarkt abheben. Taxis an der Strasse nehmen. Aber es gelingt mir nicht. Scheinbar sehe ich nicht vermoegend genug aus. Es will mich keiner ausrauben. Und ich hab auch noch keine Leiche im Busch entdeckt. Oder musste mich vor Kugeln verstecken. Das passiert in Mexiko. Aber das ist nicht Mexiko.

Und ja


Ja, ich studiere. Aber was soll ich von der Uni erzaehlen. Da wird auch nicht jeden Tag einer ueberfallen.

Montag, 18. Oktober 2010

Lost in Paradise and Lyrics

It’s getting cold in Mexico City. Mein Schädel brummt, 15 Kilo Gepäck fallen zu Boden. Am schwersten wiegen die Erinnerungen.

Mein Bett ist gemacht und es riecht nach Zitronenreiniger. Ich komme nach hause. Ein eigenartiges Gefühl.
„Leaving Home“ steht auf dem Buchcover, das mir Fred am Freitag Morgen in die Hand drückt. Neben mir steht mein gepackter Rucksack. Es ist 8Uhr morgens in Cancún.


Fred hat sein Zuhause vor einem Tag verlassen. Seine Arbeit, seine Kinder und seine Exfrau. „Why not go and enjoy life.“ sagt er. Hat sein Leben in einen kleinen Rucksack gepackt und ist in den Flieger gestiegen.

Dafür bin ich Fred dankbar. Denn ohne ihn wäre mein erster Tag in Cancún ganz schön einsam gewesen. Und ohne mich - hätte er schon am ersten Tag all sein Erspartes für überteuerte Tauchtrips, Stripshows und Hängematten ausgegeben. In einer kleinen Bar trinken wir sein erstes Michelada und essen Tacos. Den amerikanischen Wahnsinn können wir an diesem Abend nicht finden. Die Bars sind leer gefegt und nach zwei weiteren Bier und einem Magarita stolpern wir zurück ins Hostel.

Mit „Leaving Home“ in der Hand sitze ich eine Stunde später auf der Fähre Richtung Isla Mujeres. Auch wenn ich das nicht zum ersten Mal mache und viel Unsinn in der deutschen Presse steht, hat es mich ein bisschen Überwindung gekostet ganz alleine in den Flieger zu steigen.

Maeve habe ich über die Internetseite www.travbuddy.com kennengelernt. Kaum steht mein Rucksack im Poc Na Hostel auf dem Boden, fällt sie mir um den Hals. Wir sind von Anfang an dicke Freunde. So dick, wie Amerikaner innerhalb von einem Tag miteinander sein können. 10min später kenne ich alle Bewohner.


Wir mieten einen Golfwagen, erkunden die Insel, essen Tacos und Fisch, sehen Schildkröten schwimmen, Wellen am Kliff brechen und die Sonne untergehen. Abends im Hostel spielt die Band „Chan Chan“. Cocktails gibt’s für einen Euro und getanzt wird direkt am Strand. Als die Sonne aufgeht sitzen wir noch immer im Sand, die Gitarren auf dem Schoß, die Stimmen in der Luft.







Den nächsten Tag verbringe ich zwischen Strand und Hängematte. Den besten Kaffee gibt’s zwei Straßen weiter. Nur hell und dunkel unterscheiden die Zeit. Morgens sitze ich zwischen Palmen, Bananen und Toast vor mir. Huch, verloren. Die Zeit ist im Sand verlaufen und ich habe angefangen Songs zu schreiben. Jemand hat meine Worte flüssig gemacht und ihnen Noten aufgeladen. So viel zu tun hier! Ich musste meinen Flug um 4 Tage verschieben.

It's all about moments.

...It is wrong to think that love comes from long companionship and persevering courtship. Love is the offspring of spiritual affinity and unless that affinity is created in a moment, it will not be created for years or even generations...


Am Samstag kommen Patrick und Nadine im Poc Na’s an. Strand und Kokosnuss sind Arbeit genug für einen Tag. Und nachdem ich eine Stunde lang mit fünf Krabben und einer Zange kämpfe, sind wir alle nicht satt, aber haben Bauchkrämpfe vor lauter lachen und freuen uns wie kleine Kinder auf die Magiershow im Hostel. Nachts stürmen wir die Hochzeitsparty im Hotel nebenan, springen in den Pool am Meer und lassen den Tag in Hängematten ausschaukeln.

Manchmal bleibt man einfach stecken. In guten Gesprächen, puderweissen Stränden, Noten und einem Gefühl. Verwächst schleichend mit Orten und Menschen. Muss sich mit Kraft losreissen.
Ich verliere ein paar Wurzeln, als ich Sonntag Abend in die Fähre steige. Spät nachts komme ich mit Nadine und Patrick auf der Isla Cozumel an. Das Hostelzimmer hat 25 Betten, ein offenes Bad und kostet zuviel Geld. Dank Nebensaison sind nur drei Betten belegt. Trotz allem. Gefällt mir. Nicht.

Für mich sind die größte Attraktion der Insel die dicken Amerikaner. Hier sammelt sich eine gewisse Sorte - behangen mit Goldkettchen, Sonnenbrillen, großen Brüsten und dicken Bäuchen. Alles hängt nach unten. Die schweren Dollarscheine werden wahllos über die Theke geworfen, Kinder durch den Sand und Pizzen in den Mund gerollt. Fink, Ray und Angus retten mir den Tag. Zu guter letzt nutze ich die Amis auch nochmal aus und lass mir von 3 netten Kreuzfahrtpassagieren das Taxi bezahlen.

Cozumel ist bekannt als Taucherparadis. Doch der Versuch der Insel von unten etwas gutes abzugewinnen scheitert am Hurricane, der sich Montag morgen mit Regen und dunklen Wolken ankündigt. Aus Angst auf der Insel gefangen zu sein, sammle ich meine sieben Sachen ein und renne zur Fähre. Puh, geschafft, Festland unter den Füßen. Auf der Flucht vor dem Massentourismus und dem Hurricane im Rücken steige ich in den Bus Richtung Tulúm.

Im Hostel „The Weary Traveler“ werfe ich Sack und Pack in die Ecke und fahre zum Strand. Die dunklen Wolken, die am Himmel hängen, lassen das Meer noch türkiser und den Sand noch weisser strahlen. Der Regen wäscht mir den Kopf und das Meerwasser die Haut. Fast vergesse ich Bücher und Kameras, flüchte aber noch rechtzeitig mit zwei Backpackern aus dem Hostel unter das Palmendach. Der Regen ist warm, doch keine Menschenseele weit und breit.


Zurück im Hostel lerne ich einen Belgier kennen. Zusammen buchen wir einen Tauchtrip in den Zenoten – „The Temple of Doom“ für den nächsten Morgen. Der restliche Tag verläuft ruhig. Wegen dem Hurricane herrscht Alkoholverbot in der ganzen Stadt. Stündlich spazieren Kontrolleure durch den Innenhof des Hostels. Muss mich wundern warum. So ein kleiner Hurricane wäre doch der einfachste Weg die Betrunkenen aus der Gosse zu fegen.

Um halb7 klingelt der Wecker. Zwei Stunden später stapfe ich mit Gummianzug und Sauerstoffflasche den kleinen Pfad zur Zenote hoch. Drei Meter unter mir ist Wasser. Mit voller Ausrüstung springen wir in das Loch im Boden. Höhlentauchen, das hört sich unheimlich spannend an. Aber woher weiss man denn ob man unter Wasser klaustrophobisch ist? Kurz bevor wir in die geschlossenen Höhlen eintauchen, stossen wir auf ein Schild „DANGER – Only experienced cave divers“. Gut, dass ich schon mal im Dunkeln gebadet habe.
Das Licht unserer Lampen fällt auf die weissen Felswände und Stalagmiten. Unser Tauchguide hat einen Affenzahn drauf, Zeit ist ja schliesslich Geld. Ausserdem muss er in zwei Stunden zum Flughafen.

Im Temple of Doom treffen Salz- und Süßwasser aufeinander und bilden eine "Halocline". Ich schwebe im Universum, zwischen zwei Welten. Als würde eine dünne Folie im Wasser schwimmen, spiegeln sich Felsen und Taucher bis man die Schnittstelle erreicht und alles auf dem Kopf steht. Und plötzlich, vermischen sich beide Schichten und alles ist verschwommen. Ich fühle mich wie sturzbetrunken, muss aber nur einmal mit den Flossen schlagen um wieder nüchtern zu sein. Nach 50 Minuten geht’s aus dem Universum wieder zurück auf die Erde.



Den restlichen Tag sitze ich im Hostel und zähle mit anderen Backpackern die geretteten Minenopfer in Chile. Rescued: Edison Pena, 34 years old – loves sports, is going to marry his wife next month. Bei dem TV-Format könnte es auch der letzte Tag im Big Brother Haus sein. Abends dürfen wir wieder Bier trinken (kaum auszudenken, was passiert wäre wenn nicht..) und ziehen später weiter in eine Bar.

Donnerstag morgen schaue ich mir die Ruinen von Tulum an, zwinge Rentnerpärchen mich zu fotografieren und hänge den restlichen Mittag am Strand ab. Weil es keinen Zufall gibt, muss es das Schicksal gewesen sein, das Keith, der mit Patrick und mir Spanischkurse in Mexiko Stadt besucht hat, an diesem Tag auch nach Tulum führt. Die Welt bleibt ein Dorf.




Am Nachmittag fahre ich zusammen mit einem Norweger aus dem Backpackers in Tulum wieder in den Norden – Richtung Flughafen  - um meine letzte Nacht in Playa del Carmen zu verbringen. Im Hostel Playa angekommen, umgeschaut, um den Hals gefallen, will ich bleiben. Vor zwei Tagen wurde die Isla Mujeres evakuiert und so hat es alles Bewohner des Poc Na’s hier hin verschlagen.
Trotz des Massentourismus fühlt man sich am Strand von Playa del Carmen, wie an einem warmen Sommerabend (ein bisschen weiter oben) am Rheinufer. In Mitten des Trubels kann man mit sich alleine sein. Die Farben am Abendhimmel verleiten zum träumen.

Des restliche Abend zieht mich in den Bann der Karten und Flaschen. Mit vertrauten Backpackerspielen mischen wir das ganze Hostel auf und tanzen später in einem Club am Strand. In ganz Playa scheinen nur Männer für ihre Drinks zahlen zu müssen. Dumm, wenn man dann keine Frau findet.
Nach einem kurzen Powernap klingelt mein Wecker. Wah! 10 Minuten. Alles in den Backpack, T-shirt an, Katzenwäsche, Gleichgewicht finden. Und ab zum Bus. Die Rezeption macht erst um 8 Uhr auf. Kurzer Panikanfall. Personal kommt 10 Minuten eher. Panik verstreicht. Schlüssel weg. Panik wieder da. Egal. 50 Pesos? Näh. Ich renn dann mal los.

10.55Uhr. Interjet Flight No. 1026 – Destination Mexico City. Seat 17F. Back to real life! Naja..fast :).