Dienstag, 31. August 2010

Dienstag, 24. August 2010

Das Meer

Die letzte Woche hatte die ersten beiden ernstzunehmenden Rückschläge im Gepäck.

Der eine. Hat mich rückwärts aus der Bustoilette, mit dem Hintern zuerst und dem Kopf zuletzt, auf den harten Boden befördert. Der andere sollte uns aus unserer Wohnung zurück auf die Straße werfen. Und nun?

Auch wenn der Kopf brummt, man darf nur nicht vergessen aufzustehen. Wieder ein bisschen schlauer kann ich mit dem Erfahrungsstand von heute behaupten: Bustoiletten hinterlassen keine bleibenden Schäden (ausgenommen der blauen Flecken, die in unserer Familie mehr oder weniger bleibend sind). Und einem Vermieter, auch wenn er manchmal in anderen Sphären schwebt, bleibt am Ende doch noch die Vernunft.

Die guten Künstler tragen die Verrücktheit in sich. Ich mag die Verrückheit. Sie lässt sich auf so vielen verschieden Wegen ausleben. In Künstlerköpfe gehören all die vielen Dinge, die in der normalen Welt keinen Namen haben. Denen man aber mit dem richtigen Werkzeug Form, Farbe oder eine Melodie geben kann.

Unser Vermieter macht das gerne an der Wand zu meinem Zimmer. Davor steht jede Menge Werkzeug, dass mich manchmal neidisch macht. Und manchmal wahnsinnig. Denn damit kann man allerlei Dinge anstellen. Zum Beispiel kratzen. Klopfen geht auch ganz gut. Oder streichen.
Besonders inspiriert ist er meist gegen 2 Uhr nachts.

Am Donnerstag war sein Drang nach Selbstverwirklichung wieder sehr groß. Konnte man im ganzen Haus sehen und hören. Um 5 Uhr morgens hab ich meine Oropax beiseite gelegt und seine Musik ausgeschaltet. Patrick hatte keine Oropax. Hat aber dafür den Mund aufgemacht. Und sollte deswegen die Haustür hinter sich zu machen.

Mit dem dummen und bekannten Gefühl im Recht zu sein, aber ungerecht behandelt zu werden machen wir uns am Donnerstag mit gepackten Rucksäcken auf den Weg nach Puerto Escondito. Der Bus, dessen Toilettentür klemmt, glänzt an der Oberfläche, so dass man kleine, anstößige (ich hätte mich mit dem Gürtel ans Waschbecken ketten sollen) Details schnell vergisst.

Das war ein Bus voller Betten. Mit schlaglochresistenten Federn. So, dass selbst meine blaue Pobacke zufrieden war. Nur einen Skianzug hätte ich mir gewünscht - um den winterlichen Temperaturen zu trotzen. Der Blick aus dem Fenster lenkt ab.

Am frühen Morgen kommen wir im Tower Bridge Hostel an. Das Klima ist tropisch. Alles was Feuchtigkeit auf sich nehmen kann, zieht die kleinen Tropfen aus der Luft, schließt sie ein und gibt einen muffig ranzigen Geruch zurück. Meine Haare konnten schon immer gut Feuchtigkeit aufnehmen. Ob ich auch rieche? Schnell ins Badeoutfit und ab ans Meer.

Nach und nach treffen die restlichen 10 Franzosen ein und wir verbringen unseren ersten Tag am Meer. Ich trinke Martini, esse Kokosnuß, lass mich vom wilden Meer über den Sand schmirgeln und aale mich in LSF 45. Und zack. Da ist es wieder. Das vertraute Gefühl weg zu sein. Bei sich zu sein. Fester zu werden, aber sich trotzdem in alle Richtungen bewegen zu können.

Das Reisen.

Neben uns sitzt der typisch deutsche Backpacker. Blondes, langes Haar, 3-Wochen-Bart, Kettchen und Armbändchen und das Surfbrett am Bein. Ist schon seit 5 Monaten unterwegs. Und muss nicht bleiben, wenn er nicht will. Er hat die Freiheit im Gepäck.
Ich möcht sie gerne klauen.

Abends essen wir Tacos Hawaii und tanzen im Nieselregen am Strand. Der Tequila lässt meine Strubbelmähne auch um 5Uhr morgens halbwegs gut aussehen. Macht irgendwie noch exotischer. Im Hostelpool waschen wir uns den Sand von den Füßen.

Am Morgen, nachdem sich auch der letzte ans Tageslicht getraut hat, fahren wir weiter Richtung Puerto Angel. Im vollgepackten Bus könnten wir wieder einen Hut rumgehen lassen - nur fürs Glotzen. Aber mit der letzten Nacht in den Beinen und zwischen den Sitzen bewegungsunfähig festgeklemmt, wiegen uns mexikanische Balladen schnell in den Schlaf.

Puerto Angel ist ein kleines Stück Himmel. Nur will die Sonne nicht scheinen. Wir essen frischen Fisch, frühstücken am Strand und fahren Nachts mit dem Bus raus aus der Feuchtigkeit. Zurück in den Smog. Am Montag sitzen wir mit Bikinistreifen und roten Gesichtern in der Vorlesung.


"Ein Meer kann ein Tropfen sein, aber ein Tropfen kein Meer."


Unsere Wohnung dürfen wir behalten. Er war nicht bei Sinnen.

Dienstag, 10. August 2010

Regen

Der Regen zieht alles mit nach unten. Die Abgase, die Hitze, die Kapuzen, manchmal die Gesichter, aber vor allem die Gedanken. Über mir will ein Stück Decke nach unten. Und auch die Tapete rollt sich Stück für Stück zu Boden. Ich sacke in die durchgelegene Matratze ein und meine Gedanken fallen unters Bett. In diesem Moment wäre Brad Pitt angebracht, um im Regen Tango zu tanzen. Ich bin kurz versucht meinen IPod auf volle Lautstärke aufzudrehen, will aber meine zwei Zimmergenossen nicht wieder aufwecken. Draußen fällt das Meer vom Himmel.



Ist ein ganzes Stück bis nach Mexiko.

Seit Montag besuchen wir die Vorlesungen an der Uni. Jetzt soll ich erzählen, wie die hier so sind. Und muss eigentlich nicht lange überlegen. Und weiss aber trotzdem nicht, wo ich anfangen soll. Denn diese Vorlesungen verwirren mich. Mehr, als dass sie Klarheit schaffen. Und anfangs war ich dankbar, einfach nichts zu verstehen. Um nicht an der Informationsflut zu ertrinken. Denn wie mit dem Regen, strömt es von allen Seiten auf uns herein. Laute Professoren, laute Studenten. Reden mit einer Geschwindigkeit, mit der es selbst dem Regen kaum aufnehmen kann. Es schwappen Wellen durch den Vorlesungssaal und jeder lässt sich davon mitreissen. Plätschert wild darauf los und macht erst Halt, wenn der Mund leer ist. Ab und zu wird Englisch gesprochen. Manchmal verstanden, aber nur selten erwidert.
So ist das mexikanische Temperament. Laut und schnell. Aber immer aufmerksam, offen und interessiert. Das persönliche Verhältnis zu den Professoren (vom Handschlag bis zur Frage nach dem letzten Wochenende), hat uns nach anfänglicher Skepsis mehr Vorteile gebracht, als erwartet. Und wir dürfen Referate und Klausuren teilweise auf Englisch bearbeiten.

Zu viele Dinge weiss man nicht zu schätzen, wenn sie so sind, wie sie immer schon waren.

Für dieses Wochenende haben wir einen Trip nach Puebla geplant. Wohl verdient nach einer anstrengenden Woche Spanisch-Intensivkurs und Vorlesungen am Nachmittag. Große Pläne wurden geschmiedet. Anfangs will immer jeder mitmischen. Aber meistens reduziert sich das große Durcheinander und am Ende bleiben nur noch ein paar Chaoten übrig. Zwei davon zu unserem Glück (und Bequemlichkeit) bestens vorbereitet.

Für 30 Cent kann man quer durch das Ubahnsystem hoppen. Für 2,50 Euro bekommt man zwei Stunden Busfahrt in eine andere Stadt. Für 5 Euro. Löcher in der Decke. Wir werfen unsere Taschen in das heruntergekommene Hostelzimmer und erkunden die Stadt.

Puebla ist. Quadratisch. Die Spanier hatten wohl nicht viel für Kreise übrig. Wir besichtigen die Kathedrale, wundern uns über die vielen Schreibwarenläden, die mit lauter Popmusik und ebenso lauten Frauen um Kunden werben, besuchen das Museo Amparo und finden uns wieder in einer Bar am Zócala der Stadt. Auf dem Tisch Pina Coladas und eine Tüte Pueblas bekannter Süßigkeiten. Später stoßen Anja und Luis (sie auch von Fh-Köln, er ehemaliger Austauschstudent und Mexikaner) zu uns. Der Abend endet nach einem All you can eat-Buffet in einer typisch touristischen Bar, in die man mit kleinen Scheinen und großen Eimern gelockt wird. Warum sich dann nachher dort ein Polizist auf der Bühnen ausgezogen hat, hab ich bis heute noch nicht verstanden. Hat wohl was mit der Zielgruppe zu tun.

Wessen Herz voll dessen Mund läuft über.

Dann ich. Für mich. Liege im Bett. Hab den ganzen Tag geredet. Und bin glücklich mit dem Regen, der draußen im Innenhof den Schmutz wegspült. Aber freue mich, wenn ich am nächsten Morgen wieder Worte verlieren kann.

Morgen ist, wenn man aufsteht.

Aber nicht, wenn die Spülung nicht geht. Es gibt keinen Strom. Der Regen kam leider nicht bis in die Badezimmer. Schnell raus hier.
Weiter nach Cholula, auf die Pirámide Tepanapa, die von den Spaniern irrtümlicherweise für einen Hügel gehalten wurde. Jetzt steht eine Kirche auf der Spitze. Auf dem Weg dorthin kann man alles kaufen, was dick - und glücklich macht. Ab nach hause. Noch nicht dick, aber glücklich.

Dienstag, 3. August 2010

Abgelichtet


Verspäteter Flug..
Warten auf meinen Koffer.
Unser Hostel für die ersten Tage
Das erste Corona
Schön touristisch - Die Boottour


Touristisch, wie gesagt


Kannste nix machen..


Fanny und David


Fleur, ihr Mitbewohner und Guillos Bruder


Mit dem Mexikaner Axel vor dem Museum






Ich spreche nicht übers Wetter.


Kurz vor den Pyramiden...


...noch einen (viele) Mezcal


Da. Hingestellt. Wie man das so macht.




Johann (aka Bambi) und Patrick




Thibault, Ken und Sylvain


Abends in der viel zu lauten Bar.


Die Party am Samstag - Marion und Fleur


Genau so wars.


Bambi, Patrick, Natalia, Fleur und Jérome

Montag, 2. August 2010

Punkt.

Der Stand.
Montag Abend. Schon knapp 12 Tage sind vergangen. Der Mallorcaurlaub würde sich jetzt langsam dem Ende zuneigen. Mit 4kg All-inclusive-Buffet würde man jetzt anfangen Strohhüte und "Save water, drink more beer" T-Shirts in den viel zu kleinen Koffer zu pressen. Aber wir. Haben unsere Koffer gestern wieder ausgepackt. Sind nach mexikanischer Uhrzeit - 5 Stunden später als verabredet - endlich in unser neues Zuhause eingezogen.

Berta.
Hat dafür gesorgt, dass die Stifte parallel auf dem Schreibtisch liegen. Das Bettlaken keine Falte hat und man vom Boden essen kann.

Die Wohnung.
Bringt uns irgendwie zur Ruhe. Alles ist da. Was man so braucht. Ausserdem etwa vier Mitbewohner. Ganz genau lässt sich das nur schwer sagen - dass die Mexikaner gastfreundlich sind hab ich ja schon erwähnt. Ganz oben unterm Dach wohnt ein Regisseur. Er hat sechs Jahre in Hamburg gewohnt und spricht fliessend Deutsch. Heute hat er erfolgreich einen Werbespot für "American Express" an die Kunden verkauft. Ein Stockwerk darunter wohnt jetzt Guillaume, unser Vermieter, mit (oder ohne?) seine Freundin. Eine Amerikanerin und eine Engländerin besetzen die anderen beiden Zimmer.

Draußen.
Waren wir gestern, ziemlich weit. Mit dem Touristenbus sind wir zu den Pyramiden gefahren. Die Landschaft ist grün, versteckt sich aber hinter dem grauen Dunst der Abgase. Im Moment filtert der Regen (oder der Hagel) die Luft jeden Abend. Doch im August wird es wärmer und trockener werden und ich frage mich, in welche Richtung der Smog sich dann noch schieben lässt, wenn nicht zu Boden. Die Berge sehen aus, als hätte man einen Kasten graue Bauklötze ausgeleert. Ein Betonklotz reiht sich neben den anderen und man bekommt ein leicht mulmiges Gefühl, wenn man keine Fenster und enge Gassen sieht. Bunt wird es nur, wenn eine übergroße Werbetafel die Autobahn ziert oder Geld für einen Eimer Farbe übrig bleibt.
Die Pyramiden halten mehr als sie versprechen. Leider reicht unser Spanisch noch nicht aus, um die ganze Geschichte zu verstehen. Der englische Tourguide lacht etwas zu oft, und erzählt etwas zu wenig. Die Bilder dafür umso mehr.

Weiter rückwärts.
Mit der Zeit. Der Samstag Abend hat alle Austauschstudenten und zu viele andere Menschen in einer Wohnung zusammengebracht. Und das. Ließ mich darüber nachdenken, mein Gesicht im Gesichtsbuch zu verstecken. Denn irgendwie wird man immer dann fotografiert, wenn man gerade mit Cellulite, Jogginghose und ungeschminkt (so wie das bei den Stars (oder pinken Pudeln) eben ist) beim Baden erwischt wird. Nicht nett. Und die falsche Geschichte. Gut wars trotzdem.

Repeat.
Mir geht es gut! Ich brauche mehr Schlaf. Die Uni hat heute angefangen. Ich muss nachts Vokabeln lernen. Die Zeit rennt. Ich vermisse. Aber bin hier, mit dem Kopf. Gute Nacht.